Es bebte in mir, ein inneres Zittern … Unruhe, Aufregung; wie eine elektrische Überladung.
Die letzten Nächte wurde ich mit dieser Empfindung wach. Unsicherheit, was ist das? Ist dies ein Anzeichen einer Krankheit? Angst! Was kann ich machen?
Spüre rein: Schock! Die Grundfeste sind erschüttert – Angst!
Die Tendenz: bloß weg hier, flüchten!
Doch ich höre hin, höre zu – und bleibe liegen, schaue es mir an, beobachte – ohne Wertung.
Langsam zeigt sich das verschüchterte Kind und ich höre die zarte, fast unmerkliche Stimme sagen: „An was kann ich noch glauben?“ Die Melodie eines Kinderliedes stimmt leise im Hintergrund an „Maikäfer flieg. Dein Vater ist im Krieg. Mutter ist in Pommernland. Pommernland ist abgebrannt. Schlaf, Kindlein, schlaf.“
Es ist das Kinderlied, mit dem meine Mutter mich in den Schlaf wiegte. Ihre Familie flüchtete ohne Vorankündigung vom Gutshof in Ostpreußen zum Ende des Krieges. Sie war ein Kleinkind, ungefähr zwei Jahre alt. Ist es möglich, dass ein Grundvertrauen erschüttert wurde – ein Gefühl von Heimat?
Es mag ein Trauma sein, das mich daran erinnert, immer aufgeregt zu sein, Aufregung zu suchen und Ablenkung einzuladen. Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung? Was lernt ein Kind von solch einer Mutter?
Vertrauen wieder aufbauen, mit Mut die Brücke für eine neue Perspektive aufbauen: Zuversicht – die Vision einer besseren Welt. Als Antrieb: Sorge für andere Menschen, die ähnliches erlebt haben – Fürsorge und dadurch besser verstehen, Verständnis entwickeln.
Eine Lösung: mit Vertrauen ruhig bleiben, und Mut aufbringen nach Innen zu schauen und Zuversicht aufbauen. Eine Vision von Mitmenschlichkeit schaffen!
Ist es mir angenehm, unangenehm oder gleichgültig? Ich spüre rein, nicht gleichgültig, und empfinde das Zittern wieder – diesmal nicht unangenehm. Es öffnet mir ein Tor zu einer Welt, die mir nicht mehr zugänglich gewesen ist und mich mit vorhandenen Ressourcen wieder verbindet, fast vergessen, sicherlich vernachlässigt, doch äußerst wertvoll.
Es zeigen sich Grundwerte, die religions- und kulturübergreifend sind. Eine Ethik für den Alltag – säkular, im Zeichen der Menschlichkeit. Song: selbstlos/motrip
Mehr davon demnächst in der Kolumne: WOOP!E – a way of being
Marc Alexander, Berlin