Multigrafien lösen das dreiphasige Biografiemodell (Kindheit, Erwachsenen- und Erwerbsleben, Ruhestand) zunehmend ab. Biografien werden vielschichtiger und bunter; die strengen Abläufe, die einst für ein Menschenleben vorgesehen waren, verändern und vervielfältigen sich: In der zweiten Lebenshälfte kommen neue Phasen des Aufbruchs und Un-Ruhestands hinzu. Mit 50 Jahren wird oft noch mal ein familiärer oder beruflicher Neuanfang gewagt – der gewonnenen Lebenszeit wird mit aktiven, mutigen und freudigen Lebensentwürfen begegnet.

Ein Free-Ager hadert nicht mit dem Alter, sondern nutzt die neu gewonnene Lebenszeit bewusst, individuell und jenseits der Konventionen: free-ager: was mache ich noch aus meinem Leben?

Weltweit steigt die Lebenserwartung kontinuierlich an. Individuelle Biografien gewinnen damit beständig an aktiver Lebenszeit hinzu, denn gleichzeitig sind die Menschen auch länger fit und gesund als früher.

Häufig haben sie Schicksalsschläge und oder Lebenskrisen erlebt, die sie zum Umdenken bewegt haben. Manchmal war es eine kleine Einsicht über die Vergänglichkeit des Lebens. Sie haben mal die Erfahrung gemacht frei von Erwartungen und Vorgaben zu sein. Nun strengen sie sich an, dies Wirklichkeit sein zu lassen – in jedem Moment präsent sein. Dann ist Alter kein Bezugspunkt mehr. Wir erleben, was es heißt, mit sich selbst im Einklang zu sein.

In einer Gesellschaft, in der das Leben ab 65 Jahren nicht nur der Rest, sondern ein beträchtlicher Teil des Lebens ist, verändern sich die Lebensläufe gravierend – und die Möglichkeiten.

Ein gekürzter Auszug aus der Studie “Die Neue Achtsamkeit”.

Free-Ager: Alter ist ein Konzept

von Verena Muntschick und Diana Hertle

Kommentar: Marc Schneider