Freitagabend in einer gemütlichen 3-Zimmer-Wohnung in Köln: Ein großer Topf dampfendes Essen steht auf dem Küchentisch und um ihn versammelt sitzen vier Freunde, die sich über die Ereignisse der Woche austauschen. Eine ganz alltägliche Situation – und scheinbar doch ungewöhnlich, denn neben vier unterschiedlichen Persönlichkeiten sitzen zwei Kulturen, drei Sprachen, zwei Religionen und vier Lebensgeschichten mit am Tisch. Eine deutsch-iranische Begegnung, die Raum für offene Gespräche bietet. Es gibt ein Thema, das meinen iranischen Freunden besonders auf der Seele brennt: Wie ist es möglich, mehr Kontakt zu Deutschen herzustellen?

Es ist nicht das erste Mal, dass mir diese Frage begegnet. „Lernt Deutsch“ ist wohl die Antwort, die Geflüchtete und Migranten am häufigsten darauf zu hören bekommen. Aber ist es damit getan? Die große Mehrheit der Menschen mit Fluchterfahrung, die ich kenne, ist der deutschen Sprache mächtig, zum Teil sogar auf hohem Niveau. Dennoch bestehen hauptsächlich Kontakte und Freundschaften zu Personen aus der eigenen Kultur, obgleich das Interesse an Austausch mit Deutschen groß ist. Ängste und Unsicherheiten im Umgang mit dieser „Fremdheit“ gibt es auf beiden Seiten und diese gilt es zu überwinden. Während Kinder den Vorteil genießen, durch Schule und Kindergarten Kontakte knüpfen und die Sprache schnell erlernen zu können, sind Erwachsene meist auf gezielte Hilfsprojekte und Initiativen angewiesen, wie Begegnungscafés, (Sprach-)Tandems, Patenschaften oder Kochabende.

Je älter man wird, desto schwieriger ist es, Freundschaften zu knüpfen, auch innerhalb der eigenen Kultur. Man trägt ein gewisses Päckchen an Erfahrungen mit sich, wird anspruchsvoller, hat berufs- oder familienbedingt weniger Zeit zur Verfügung und steckt oftmals in hartnäckigen Gewohnheiten und Verhaltensmustern fest. Interkulturelle Freundschaften bringen zusätzliche Herausforderungen mit sich, wie etwa ein unterschiedliches Zeitverständnis, eine andere Priorisierung von Arbeit- und Privatleben oder ein anderes Verständnis von Kontaktpflege. In der ein oder anderen Situation sorgte ich mit dem Zücken von Terminkalender und Stift bei der Vereinbarung von Treffen für Gelächter unter meinen arabischen und persischen, aber zum Teil auch unter europäischen Freunden. „Du bist so deutsch“ bekomme ich dann oft zu hören. Auch wenn Verärgerung, Frust und Verwunderung über so manche Unterschiede nicht ausbleiben, sind es die zahlreichen spannenden, bereichernden und augenöffnenden Momente, die überwiegen.

Welche Antwort gab ich also am Ende des Abends? Ich zeigte auf unsere Runde, welche durch eine Initiative entstand, die deutschlandweit sogenannte Tandems zwischen deutschen Bürgern und Geflüchteten vermittelt und somit ein Beispiel dafür ist, wie man diese Barrieren überwindet: Start with a Friend.

https://www.start-with-a-friend.de/

Autorin: Eva Trendel, Übersetzerin und Integrationsberaterin