WIe geschehen Transformationsprozesse?

Wenn sich eine Raupe in ihren Kokon einspinnt, dann vollziehen sich parallel zwei Prozesse. Einerseits beginnen Enzyme damit die Zellstruktur des Wurms aufzulösen, andererseits entstehen parallel zu diesem Desintegrationsprozess neue Zellen, die sich von den Zellen des Wurms massiv unterscheiden. Man könnte sagen: Sie schwingen in einer anderen Frequenz als der Rest des Raupenkörpers. Die Wissenschaftler, die diesen Prozess untersuchen, nennen diese neue Zellen ‚imaginativ’ oder‚Imago-Zellen’, weil sie bereits die Strukturen und Informationen des Schmetterlings enthalten, der sich in der Zukunft bilden soll. Diese Zellen repräsentieren also so etwas wie eine Zukunft, die schon in der Gegenwart enthalten ist und nach Entfaltung strebt. Und je mehr das alte biologische System krisenhafte Zerfallsstrukturen zeigt, desto wirksamer und zahlreicher werden die Imago-Zellen.

Ja, tatsächlich behandelt der Körper diese Zellen wie eine Art Antikörper und versucht alles, um sie zu vernichten. In der Sprache der Medizin würde man von der Aktivierung des Immunsystems des Organismus sprechen, der etwas Körperfremdes zu bekämpfen versucht. Dabei entstehen diese neuen Zellen aber aus dem alten Körper, nur gehen sie in ihrer Art über das alte System und seine Ordnung hinaus. Also unterliegt das Immunsystem einem Missverständnis, wenn es das Neue, was sich da andeutet, für einen Fremdkörper hält und es unterdrücken, töten und verschlingen will. Und tatsächlich gelingt es dem Immunsystem häufig, diese erste Generation von Imagozellen zu eliminieren. Das verändert aber nichts an den Zerfallsprozessen im verpuppten Wurm, die weitergehen.

Nein! Diese neuen Imago-Zellen tauchen weiter auf und werden immer mehr. Schon bald kann das Immunsystem der Raupe diese Zellen nicht mehr schnell genug vernichten. So überleben immer mehr der Imago-Zellen diese Angriffe. Neuere Forschungen verweisen sogar darauf, dass Imagozellen der zweiten Generation, die angegriffen werden, ihrerseits die Immunzellen infizieren, selber Imagozellen hervorzubringen. Also geht es im Kern um einen Kampf zwischen dem Alten und dem Neuen.

Das ist die perfekte Methode der Natur, einen Schmetterling zu erschaffen. Und ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine Schmetterlingsbewegung aufzubauen ist …

Menschen, die für neue Möglichkeiten wach werden, 

sind so etwas wie die Imago-Zellen der Gesellschaft.

Der Prozess der sozialen Transformation beginnt mit dem Auftauchen von Individuen, welche die Samen der Zukunft in sich tragen. Sie sind ‚imaginativ’, indem sie in ihrem Sein und ihrer Identität einen Aspekt der zukünftigen Wirklichkeit in sich tragen. Diese innovativen Individuen sind so etwas wie Fackelträger einer sich entfaltenden Zukunft, werden in der eigenen Gesellschaft aber erstmal als ‚Abweichler’ wahrgenommen. Man sieht sie nicht gerade als Überbringer guter Nachrichten, sondern greift sie als Störenfriede gegenwärtiger Verhältnisse an.

Diese imaginativen Menschen können jedoch die Zukunft in der Gegenwart erschaffen! Dass wir nicht auf die Zukunft warten müssen, sondern jetzt und hier erschaffen können.

Wenn die Menschen das begreifen – dass sie die Zukunft in sich 

haben und dann kreativ in die Welt bringen können – dann wird 

ihnen deutlich, dass sie die Wirklichkeit verändern können. 

Denn eines Tages wird diese Wirklichkeit dann die neue Realität.

Auszug aus Newsletter, Friedensweg, 13.07.2019 (info@friedensweg.org)